Allmählich loslassen
Im Moment umarmen
Was da alles entsteht
Jetzt in der Gegenwart
Vergangenheit verdauen
Und die Zukunft planen
Doch zuerst – vor allem
Gegenwart geniessen
Wirklichkeit das Beste
Immer viel lebendiger
Als alle Erinnerungen
Oder allfällige Visionen
Von allen Möglichkeiten
Ob nun gut oder schlecht
Was hier und jetzt da ist
In Wirklichkeit passiert
In der Tat einzigartig
Und so wunderbar
Weil es Leben ist
Mit dem Göttlichen
Licht, Ton und Klang
Und jedem Gefühl
Erinnerung und Plan
Einsicht und Weitsicht
Die Weisheit erkennend
Einfach zu beobachten
Gott in voller Aktion
Hier und jetzt.
“Winter blue sky sunshine” – ein Gebet der Dankbarkeit
Eine unendliche Menge von Möglichkeiten
Es dauerte etwas, bis ihm klar wurde, dass er nicht eine einzige zukünftige Zeit sah, sondern unzählige. Unendlich viele Möglichkeiten.
Walid wunderte sich. Seine anfängliche Panik legte sich, jetzt betrachtete er alles mit ausserordentlichem Staunen. Der Teppich zeigte ihm die Zukunft wie eine Tapisserie, in der eine Unmenge von unterschiedlichen Wegen ineinander verwoben war. Und obwohl alle Wege zu einem anderen Ziel führten, hatte jeder Mensch die Freiheit zu entscheiden, welchen er auswählte, ob er wieder umkehrte oder sich sogar seinen eigenen Weg bahnte.
“Also gibt es kein Schiksal, wie Zahra behauptet hat?”, fragte sich Walid.
Er studierte den Teppich noch aufmerksamer, verfolgte nacheinander die einzelnen Wege und fand heraus, dass sie häufig zu ganz anderen Orten führten, als er erwartet hatte. Und er sah auch, dass diese Wege aus unterschiedlichen Anlässen aufgegeben wurden oder unvorhergesehene Ereignisse die früheren Enscheidungen von Menschen hinfällig machten und dass, viel öfter als Walid das gedacht hatte, der Wille und die eigenen Träume den Menschen auf der Suche zu dem Ort führten, an dem er anzukommen wünschte.
Walid entdeckte ebenfalls, dass es viele Arten von Suchenden gab: diejenigen, die wussten, wohin sie gingen; diejenigen, die glaubten, zu wissen, wohin sie gingen; diejenigen, die nicht wussten, wohin sie gingen, und darunter litten; diejenigen, die nicht wussten, wohin sie gingen, und denen das gleichgültig war . . .
Unendlich viele Wege und unendlich viele Menschen, die jeden Tag Entscheidungen trafen, Entscheidungen, die ihr Leben verändern konnten. Entscheidungen, die eine Zukunft gestalteten oder unendliche viele Möglichkeiten der Zukunft.
La leyenda del Rey Errante / Der Teppich des Dichters / The Legend of the Wandering King – Laura Gallego García – S. 185-186 in der deutschen Fassung
Allmählich loslassen – durch Flammen des Feuers
