Warum bin ich noch hier
Nach all diesen Jahren
Meinen Status aufgegeben
Um Degradierung gebeten
Zugehörigkeiten losgelassen
Göttliches entpersonalisiert
Eine Allergie entwickelt
Zu jeder Spur von Dogma
Meine Schriften geläutert
Von fixierter Terminologie
Einfache Worte wiederbelebt
Markenzeichen verworfen
Preis bezahlt für Ehrlichkeit
Hier bin ich denn nun also
In der spiritueller Freiheit
Gefunden durch Loslassen
Ablegen von praktisch allem
Auch was wesentlich war
Und mir half aufzustehen
Wie ein Gerüst oder Stock
Alle Krücken losgelassen
Egal wie auch gewachsen
Sehr nah und gar sehr lieb
Die Zeit kam aufzustehen
Auf meinen eigenen Füssen
Das ist nun, warum ich hier bin
Nicht noch, sondern ganz jetzt
Realer und wirklicher denn je
Als Antwort auf die Suche
Warum ich noch hier bin
“Embraced in silence” – so nah und doch so fern – in Erinnerung an Elaine
Warum ich mich von Institutionen fernhalte
Es war einmal ein Mann, der war ein Gottsucher. Er war um die Welt gereist und hatte Zeit mit tiefgründigen spirituellen Lehrern jeder Art verbracht, die er finden konnte. Er sang die 99 Namen Allahs. Und er verbrachte Monate in Stille mit Buddhisten, Hindus und in christlichen Klöstern. Er tanzte mit Sufis, machte Visionssuchen mit Schamanen und trainierte mit Shaolin-Mönchen. Dann hörte er eines Tages, dass er, wenn er einen bestimmten geheimen Berg tief im Hindukusch besteigen würde, auf dem Gipfel Gott begegnen und die vollkommene Erleuchtung finden würde.
Dies war eine sehr gefährliche Sache, denn der Berg war sehr abgelegen und selbst für die erfahrensten Bergsteiger schwer zu besteigen. Aber die grösste Gefahr ging von den vielen Banditen aus, die spirituelle Sucher immer als leichte Beute ansahen.
Der Teufel hörte von diesem Emporkömmling und schickte seinen Dämon, um ihm zu folgen und Bericht zu erstatten. Der Suchende ging den Berg hinauf und der Dämon war nicht weit hinter ihm.
Es war ein mühsamer Aufstieg, aber schliesslich schaffte es der Suchende bis zum Gipfel. Auf der Spitze des Berges stehend, auf den Zehenspitzen, streckte sich der Suchende nach oben, höher und höher... und begriff die absolute Wahrheit, traf Gott und wurde kosmisch bewusst! Der Suchende kannte nun alle Geheimnisse des Universums und der Existenz!
Natürlich war der Dämon entsetzt und rannte mit seinem Bericht zum Teufel zurück, weil er befürchtete, wie sein Meister reagieren würde. Zu seiner Überraschung lehnte sich der Teufel einfach in seinem Stuhl zurück, gähnte und sagte: “Das ist kein Problem. Ich werde ihn einfach dazu verleiten, es zu institutionalisieren.”
– aus dem Beitrag “Religious Institution” vom Blog “A Religion of One” von Reverend Russ