Wer besitzt was,
oder was besitzt wen?
Besitzen wir unsere Körper,
oder besitzen unser Körper uns?
Besitzen wir unsere Gefühle,
Erinnerungen und Gedanken,
oder besitzen sie uns?
Können wir einfach beobachten
– Vorstellungen von Eigentum
als wechselseitige Beziehungen?
Was ich besitze, besitzt mich.
Um in einem Körper zu wohnen,
braucht er angemessene Pflege,
Ernährung, Sauberhaltung, etc.
Auch Gefühle und Gedanken
werden gut genährt und gepflegt,
durch Aufmerksamkeit für oder wider.
Kann Beobachtung neutral sein,
und wer oder was beobachtet
all die Illusionen des Besitztums
in unserem gegenwärtigen Leben?
Was gleicht aus und befreit
vom Besitzen hin und her
in ein erwachtes Bewusstsein?
Nun, hüte dich vor deinen Antworten,
damit du nicht von ihnen besessen wirst!
“Happy gnomes and elves” – ein Märchen-Tanz
Besitz von “ich, mir, mein” plus Vergangenheit und Zukunft
“Wenn wir genau hinschauen, stellen wir fest, dass sich alle betörenden Geschichten in erster Linie um ‘mich’ drehen: was ich mag, was ich nicht mag, was ich will, was ich fürchte, was ich hasse, woran ich glaube, wie ich bin. Diese Ich-Gedanken sind häufig und fesselnd – versuch nur einmal, sie für zwei Minuten aufzugeben. Wir haben das Gefühl, als würden sie von einer starken Triebkraft wie einem Turbomotor angetrieben. Was steckt hinter all dieser Kraft? Es ist der Glaube an ein Selbst, an die Geschichte von ‘ich, mir, mein’, die wir uns immer wieder erzählen. Wir tun dies, um uns selbst davon zu überzeugen, dass wir wirklich so sind, wie wir uns vorstellen. Aber dieses Selbst ist eine Fiktion. Es gibt eigentlich gar kein Wesen, das dieser Vorstellung entspricht.
Um uns selbst davon zu überzeugen, dass das eingebildete Selbst real ist, erzählen wir uns ständig die Ich-Geschichte, indem wir Vergangenheit und Zukunft, Vorlieben und Abneigungen, Hass und Liebe, Ansichten und Überzeugungen heranziehen und unsere tiefsten Emotionen einsetzen, um uns in diesem Hamsterrad weiterlaufen zu lassen. Das ist keine angenehme oder befriedigende Gewohnheit.”
Gedächtnis, Vergangenheit, Zukunft und die Gegenwart
“Wir haben diese besondere Fähigkeit, die wir Gedächtnis nennen. Das Gedächtnis bewahrt und speichert Fragmente dessen, was das Bewusstsein erlebt; dann bauen wir alle möglichen Konzepte um diese Fragmente herum auf. Wir nennen das ‘Vergangenheit’ und glauben, dass dies real sei. Ausgehend von einigen ausgewählten Elementen des Gedächtnisses stellen wir uns vor, dass bestimmte Dinge zu einem anderen Zeitpunkt geschehen werden. Wir nennen das ‘Zukunft’ und glauben, dass dies real sei. Aber Vergangenheit und Zukunft sind nur Konzepte. Sie existieren nicht wirklich. Die Vergangenheit ist vorbei und die Zukunft ist noch nicht da. Was real ist, ist der gegenwärtige Moment. Körper und Bewusstsein sind real, ebenso wie Gedanken und Gefühle. [Sie] sind real und gegenwärtig. Doch es gibt nirgendwo hinter uns einen Ort namens ‘Vergangenheit’ und nirgendwo vor uns einen Ort namens ‘Zukunft’. Wenn wir uns an etwas aus der Vergangenheit erinnern oder uns etwas in der Zukunft vorstellen, handelt es sich in beiden Fällen um einen Gedanken im gegenwärtigen Moment.”
– Guy Armstrong, Emptiness: a practical guide for meditators, S. 61 und 78-79
Natur, Schönheit und Leben werden weder besessen noch besitzen sie!

Mögen wir alle in Frieden ruhen! Warum warten bis zum Tod?
(inspiriert von Joseph Goldstein – öffentlicher Vortrag in Bern, Schweiz – August 2025)