Auge in Auge
Wie geht es?
Wo und wann
Offen oder zu?
Realität klopft an
Und sprengt Rahmen
Wenn zu eng geworden
Um frei loszulassen
Von Seele zu Seele
Reiche die Hand
Zum Umarmen
Umarmt werden
Licht und Ton
Liebe rundherum
Bringt die Stille
Mit Geräusch
In das Leben
Und der Tod
Transportiert alle
Und einen hinüber
Schwellen, Brücken
Welten, sogar Ebenen
Heim in das goldene Herz
Ozean der Liebe und Güte
Wie Gott sich verwirklicht
Jetzt jeden Moment
Einander sehen
Ganz als Seele
Auge in Auge
“Welcome to the moment” – Erinnerung an die Zukunft
Sich der göttlichen Führung anvertrauen
Die Verheissung der Mystik aller Traditionen, dass nämlich der Himmel für uns sorgt, ist eine grosse Herausforderung für uns. Wir erleben es zuerst anders: dass wir abhängig sind von äusseren Umständen… [Aber] Mystik lebt (Mystik von griechisch myein, Lippen und Augen schliessen, also: “was höre ich, wenn ich schweige; was sehe ich, wenn ich die Augen schliesse?”). Auf der Oberfläche des Lebens herrscht der Überlebens- und Durchsetzungswille, der unsere Leistung und unsere ganze Aufmerksamkeit fordert. Doch die Oberfläche ist nur dünn; gar nicht so weit darunter lebt eine andere Erfahrung, verborgen, aber genauso wirklich; leiser und zarter, aber genauso stark und tragend.
Die Frage der Mysik an uns lautet: “Wem gibst du die Priorität? Lässt du dein Leben von den Gesetzen der Oberfläche leiten oder vom Geheimnis des gönnenden und sich um uns kümmernden Tao?” Wenn wir die Oberfläche zu unserem Leitstern machen, müssen wir alle Hoffnung fahren lassen, denn hier gilt das Leisten und Kämpfen. Wenn wir aber das Geheimnis in die Mitte unseres Lebens stellen, sind es die Beweise und das Rechthaben, die wir fahren lassen müssen. Denn hier gilt das Vertrauen, die Hingabe und die Liebe, und diese gründen sich nicht in der Kraft der Beweise, sondern in der Kraft des Sinns und der Bejahung.
– Kontexte des Segens, I Ging – Das Buch der Wandlungen, 坤 KUN, Thomas Primas